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Gedenktafel für Josef Franz Heinen – Gerechter unter den Völkern

Unerwartet groß war das Interesse an der Anbringung einer Gedenktafel für Josef Franz Heinen. An der Außenfassade der Pfarrkirche St. Johannes d.T. in Adenau gibt die Tafel Kunde von der mutigen Tat des seinerzeit als Möbelhändler in Adenau Tätigen. Er hat eine jüdische Familie in der dunkelsten  Zeit Deutschlands vor der Deportation und dem wahrscheinlich sicheren Tod bewahrt, dabei bewusst in Kauf genommen, dass er selbst in Bedrängnis, ja Todesgefahr kommen könnte.

 

Die Tafel zeigt u.a. ein Bildnis von Josef Franz Heinen. Pfarrer Dr. Rainer Justen ging auf die mutige Tat von Heinen ein, er zog Vergleiche zu heutiger Zeit, in der Menschen ebenfalls wegen ihres Glaubens, ihrer Gesinnung, Opfer von Willkür werden können. „Wehret den Anfängen“ ist die Botschaft, die auch heute noch gilt, noch gelten muß.

 

1898 in Ahrweiler geboren, wurde Heinen, der in einer kinderreichen Familie aufwuchs, nach seiner Lehrzeit Einzelhandelskaufmann, betrieb in Adenau ein Möbelgeschäft in der Hauptstraße. Obwohl zunächst Mitglied der NSDAP, bekam er rasch Zweifel an dem Gedankengut der Partei, ging auf Distanz. Dies brachte ihm Ärger ein, er wurde zurechtgewiesen, dass er ob seines Verhaltens alles andere als ein Nationalsozialist sei. Im 2. Weltkrieg wurde er zum Wehrdienst eingezogen, nach einer Verwundung machte er Dienst als Wachmann im Rebstocktunnel in Ahrweiler.

 

1941 erfuhr Heinen von seinem Geschäftspartner und Freund Sonnenfeld, Fabrikant in Köln-Lindenthal, dass dieser und seine Eltern von Verfolgung bedroht würden. Es gelang Josef Franz Heinen die bedrohte Familie in seinem Ferienhaus in Liers unterzubringen. Dort besuchte er sie an Wochenenden, trotz der damit verbundenen eigenen Gefährdung.

 

Heinens Geschäft in Adenau wurde im Jahre 1944 Opfer von Bombenangriffen, er zog zurück in die heutige Kreisstadt, eröffnete in Bad Neuenahr ein neues Geschäft für Stilmöbel.

 

Im Jahre 1969 erfuhr Heinen eine besondere Ehre, der Staat Israel verlieh ihm den „Yad Vashem-Orden“, Heinen wurde mit dem „Orden der Gerechten“  ausgezeichnet, der israelische Botschafter überreichte die Auszeichnung. Heinen war stolz, dass die Lierser Bevölkerung, die sein Tun mitbekommen hatte, immer dicht gehalten hatte. In der „Allee der Gerechten“ und im „Märtyrerwald“ in Jerusalem wurden drei Bäume zur Erinnerung gepflanzt.

 

Bundespräsident Dr. Gustav Heinemann verlieh an Heinen auf Vorschlag des damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Dr. Helmut Kohl,  im Jahre 1969 das Bundesverdienstkreuz am Bande, ausgehändigt von Landrat Heinz Korbach. Sein für ihn selbst gefährliches Handeln sei für ihn selbstverständlich gewesen, so Heinen auf die Begründung der Ordensverleihung wegen der gezeigten hohen Mitmenschlichkeit, er bezog die Bevölkerung von Liers mit ein.

 

Ein Freund von Heinen, Heinrich Eckendorf, schrieb dem Geehrten, „er sei kein frömmelnder Augendiener gewesen, sondern ein wahrhaft praktizierender Christ. Dies hebe ihn aus der Menge der Zagenden, der Untätigen und der Heuchler heraus“. Josef Franz Heinen starb im Alter von 91 Jahren am Vorweihnachtstag 1989, er ist auf dem Bergfriedhof in Ahrweiler begraben.

 

Die Anbringung der Tafel war möglich aufgrund des Verzichts der Autorin Raphaela Kehren auf ein Honorar für ihre Lesung in der Evangelischen Erlöserkirche in Adenau. Im Rahmen einer Veranstaltung des damaligen Kunstfördervereins EifelArt hatte sie im Vorjahr aus ihrem Buch „Zwei rostbraune Zöpfe“ sehr anschaulich und eindringlich die tatsächlichen Erlebnisse eines jungen Menschen während der Nazizeit und in Vernichtungslagern geschildert. Das sehr lesenswerte Buch ist antiquarisch noch erhältlich. Gisela und Wolfgang Freier (EifelArt) dankten der Autorin nachträglich herzlich für ihren ehrenamtlichen Einsatz.      

 

(Einzelne Hinweise stammen u.a. aus einem Beitrag von Karl Heinen, Neffe von Josef Franz Heinen, Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler, 2021, S. 164 ff.)   

 


Text/ Fotos: Werner Dreschers

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